Fachlicher Hintergrund
Über 80 % aller Daten in Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung weisen einen Raumbezug auf – ob bei der Standortauswahl von Unternehmen, dem Warentransport, der Planung von Verkehrswegen oder der Umweltüberwachung. Nicht umsonst gelten Geodaten daher als „Rohstoff“ des 21. Jahrhunderts und die mit deren Erfassung, Verwaltung, Analyse und Visualisierung verbundenen modernen Geoinformationstechnologien als eine der wirtschaftlichen Zukunftsbranchen. In diesem Kontext kommt der Nutzung von und Forschung mit digitalen Geomedien wie Fernerkundung (Satellitendaten), Geographischen Informationssystemen (GIS) und mobilen Geotools (z.B. GPS) aber auch modernen Labormethoden eine zentrale Bedeutung zu. Dies gilt in besonderem Maße gerade auch für einen durch solche „digitalen“ Branchen geprägten Standort wie Baden-Württemberg, der u.a. zu den wichtigsten Raumfahrtstandorten in Deutschland zählt.
Zugleich kommt nicht erst seit dem UNESCO Weltaktionsprogramm „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) dem Ziel nachhaltigen gesellschaftlichen Handelns eine zentrale Bedeutung zu, um zukunftsfähig zu sein. Die in diesem Kontext 2015 von der UNESCO verabschiedeten Sustainable Developement Goals (SDG) sollen weltweit bis 2030 als Handlungsmaxime einer nachhaltigen Entwicklung dienen. Baden-Württemberg kommt in Hinblick auf die Umsetzung der BNE in Deutschland eine gewisse Vorreiterrolle zu, wie etwa bei der Verankerung der BNE als Leitperspektive in den neuen Bildungsplänen. Zugleich zeigen aktuelle eigene Studien, dass das Thema Nachhaltigkeit und BNE an den Universitäten und Hochschulen des Landes als zentrale Think Tanks und „Zukunftswerkstätten“ bisher kaum verankert ist.
Der UNESCO Chair on World Heritage and Biosphere Reserve Observation and Education soll die beiden Aspekte des Einsatzes moderner Geoinformationstechnologien und Labormethoden in Bezug auf Nachhaltigkeitsforschung und BNE miteinander verbinden. Am Beispiel von UNESCO-Welterbestätten, Biosphärenreservaten und anderen von der UNESCO aufgrund ihres einmaligen universellen Wertes kategorisierten Stätten sollen dazu geeignete integrierte Methoden und Werkzeuge entwickelt, erforscht, umgesetzt und vermittelt werden, die dem Schutz und Erhalt dieser Orte dienen. Dabei werden Aspekte einer modernen Umweltforschung mit Fragen der Umwelt- und Nachhaltigkeitsbildung verknüpft.