Einsatz digitaler Geomedien in der beruflichen Bildung

Ein Mixed-Methods-Ansatz zur Analyse tiefenstrukturellen Lernens von Jugendlichen in berufspropädeutischen Lehr-Lern-Kontexten

 

Tobias Gehrig, M.A.

Erstbetreuer: Prof. Dr. Alexander Siegmund

 

Die Digitalisierung ist einer der treibenden Faktoren der Transformation in Wirtschaft, Gesellschaft und Bildung. Die berufliche Bildung steht dabei vor der doppelten Herausforderung, einerseits die Kompetenzen der Lernenden in der Nutzung digitaler Anwendungen, Tools und Daten zu fördern, um sie frühzeitig auf die Anforderungen der digitalen Arbeitswelt vorzubereiten, und andererseits die Potenziale digitaler Medien für die Gestaltung von Lehr-Lern-Prozessen zu nutzen. Hierbei gewinnen auch digitale Geomedien zunehmend an Bedeutung, mit denen raumbezogene Informationen erfasst, verarbeitet, analysiert und präsentiert werden können. Digitale Geomedien wie Fernerkundung, Geographische Informationssysteme (GIS) oder mobile Geotools können sowohl als Werkzeuge für die berufliche Tätigkeit als auch als Lernressourcen für die berufliche Bildung eingesetzt werden (Breiter et al. 2018). So lässt sich für Unternehmen mithilfe von GIS auf der Basis von Faktoren wie Erreichbarkeit für Lieferanten, Kundenpotenzial und Nähe zu Konkurrenzunternehmen der optimale Standort für eine neue Filiale ermitteln, und Logistikunternehmen können mithilfe von GIS die effizientesten Routen für ihre Lieferfahrzeuge planen und so Zeit und Kraftstoff sparen. In der Berufsausbildung können Lernende anhand solcher realer Anwendungsfälle lernen, wie digitale Geodaten effektiv genutzt werden können.

Ziel des Dissertationsvorhabens ist es daher zu untersuchen, wie digitale Geomedien das Lernen in der beruflichen Bildung verbessern und wie Schülerinnen und Schüler (SuS) so optimal auf die Anforderungen der modernen Arbeitswelt vorbereitet werden können. Der Fokus liegt dabei auf der Erforschung des tiefenstrukturellen Lernens, insbesondere der kognitiven Aktivierung von Jugendlichen in berufspropädeutischen Lehr-Lern-Prozessen.

Berufspropädeutische Lehr-Lern-Prozesse sollen dabei einen authentischen Bezug zur beruflichen Praxis herstellen und die Lernenden zur Anwendung von Fachwissen, Methodenkompetenz und Problemlösefähigkeit anregen.

Die Forschungsfrage der Dissertationsstudie lautet: Inwiefern trägt der Einsatz digitaler Geomedien zur Förderung der Berufspropädeutik bei, indem das tiefenstrukturelle Lernen bei SuS im besonderen Hinblick auf die kognitive Aktivierung gefördert wird? Es wird angenommen, dass der Einsatz digitaler Geomedien in berufspropädeutischen Lehr-Lern-Settings zu einer höheren Motivation, einer stärkeren Berufsfeldorientierung (=Berufspropädeutik) und einer höheren kognitiven Aktivierung im Sinne des tiefenstrukturellen Lernens führen. Die Ergebnisse des Dissertationsvorhabens sollen einen Beitrag zur Theoriebildung und Praxisentwicklung im Bereich digitaler Geomedien in der beruflichen Bildung leisten.

Zur Beantwortung der Forschungsfrage wird ein Mixed-Methods-Design angewendet, das quantitative und qualitative Forschungsmethoden integrativ kombiniert. Im Rahmen der quantitativen Forschung wird ein standardisiertes Erhebungsinstrument zur Erfassung der berufspropädeutischen Relevanz entsprechender Lernsettings aus Sicht der SuS entwickelt sowie ein bestehender Fragebogen zur Messung der kognitiven Aktivierung und der intrinsischen Motivation adaptiert. Die qualitative Forschung zielt darauf ab, einen tieferen Einblick in die subjektiven Erfahrungen und Perspektiven der Beteiligten SuS zu gewinnen. Sie soll dazu dienen, zu analysieren und zu verstehen, wie Lernende den Einsatz digitaler Geomedien erleben und welche Faktoren ihre Motivation und ihr tiefenstrukturelles Lernen beeinflussen. In diesem Zusammenhang trägt das Mixed-Methods-Design dazu bei, die Auswirkungen digitaler Geomedien auf die Lernprozesse in der beruflichen Bildung zu verstehen, um zukünftige Designs entsprechender Lehr-Lern-Settings zu etablieren. Es berücksichtigt sowohl messbare Effekte als auch subjektive Erfahrungen der Lernenden und liefert Erkenntnisse über didaktische Prinzipien und Erfolgsfaktoren für den Einsatz digitaler Geomedien mit besonderem Fokus auf die berufliche Bildung.

 

Abb. 1: Untersuchungsdesign für das geplante Dissertationsvorhaben zur Wirkung digitaler Geomedien in der beruflichen Bildung

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