Digitale Geomedien in der Beruflichen Bildung (DiGeo:BBNE)
Blended Learning-Konzepte in der Berufsausbildung zur Förderung von nachhaltiger Entwicklung in Kulturlandschaften durch moderne Geotechnologien
René Schütz, M. Sc., Tobias Gehrig, M. A., Dr. Maike Petersen, Prof. Dr. Alexander Siegmund
Im Zuge der voranschreitenden Digitalisierung unterliegen viele Berufsbilder derzeit
z.T. tiefgreifenden Veränderungen. Dies spiegelt sich zum einen in zunehmenden digitalen Lehr-Lern-Formaten auch in der beruflichen Aus- und Schulbildung wider – die Corona-Pandemie hat diesen Prozess zusätzlich unterstrichen und verstärkt. Dies gilt aber insbesondere auch für das rasch wachsende Potenzial der Nutzung digitaler Geotechnologien wie Fernerkundung (z.B. Analyse von Satelliten- und Drohnenbildern), Geographische Informationssysteme (GIS) und mobile Geotools in vielfältigen Berufsfeldern. Um die für deren Nutzung notwendigen Kompetenzen bei Auszubildenden und Schüler/innen zu fördern, fehlt an beruflichen Schulen oft das nötige Know-how und die passenden Konzepte, um die Potenziale digitaler Geotechnologien zu nutzen und sich so zukunftsfähig aufzustellen – das gilt sowohl für die praktische Nutzung moderner digitaler Technik in verschiedenen Berufen selbst als auch für digitale Bildungsformate zu deren Vermittlung. Im Sinne einer Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE) gilt es dabei die Chancen zu nutzen, durch die Förderung digitaler Kompetenzen auch einen Beitrag zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (SDGs) zu leisten. Dabei bietet u.a. die Nutzung von digitalen Geotechnologien zahlreiche Potenziale für die Zukunftsfähigkeit der beruflichen Bildung und entsprechender Berufsfelder.
In dem Projekt „Digitale Geomedien in der Beruflichen Bildung – Blended Learning-Konzepte in der Berufsausbildung zur Förderung von nachhaltiger Entwicklung in Kulturlandschaften durch moderne Geotechnologien“ – DiGeo:BBNE sollen daher die Potenziale digitaler Geomedien als Lerngegenstand wie Satelliten-, Luft- und Drohnenbilder (Fernerkundung), digitale Daten und Karten (Geographische Informationssysteme, GIS) und mobile GPS-gestützte Anwendungen (mobile Geotools) in der beruflichen Bildung für nachhaltige Entwicklung gefördert werden. Zugleich sollen zu deren Vermittlung innovative, hybride digitale Lehr-Lern-Settings (Blended Learning) als Lernmedium entwickelt und genutzt werden, um so auch zusätzlich entsprechende digitale Kompetenzen bei Schüler/innen und Lehrkräften in der beruflichen Bildung zu fördern. Als Modellanwendungsfeld zur Nutzung digitaler Geomedien dienen dabei Kulturlandschaften wie Streuobstwiesen. Ihnen kommen vielfache Funktionen (Ökosystemdienstleistungen) aus ökologischer, ökonomischer und sozialer Sicht zu, so dass sie einen idealen Lernraum im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung darstellen: Als Lebensraum und zur Förderung der Biodiversität, als Nahrungsmittelproduzent für die regionale Wirtschaft sowie als Naherholungsraum. Diese Vielfalt an „Nachhaltigkeitsdienstleistungen“ ist jedoch oft gefährdet durch Intensivierung der Landwirtschaft, Siedlungserweiterungen oder Flächenaufgabe. Daher gilt es solche Kulturlandschaften dauerhaft zu erhalten und nachhaltig zu entwickeln. Dabei kommt vielen Berufen eine unmittelbare Funktion zur Planung, Pflege und Nutzung solcher Räume zu.
Im Rahmen des Projekts „DiGeo:BBNE“ sollen hierzu auf Grundlage der Analyse von Bildungsplänen sowie der Ausbildungsordnungen passgenaue hybride digitale Lehr-Lern-Settings für Schüler/innen und Auszubildende an beruflichen Schulen mit unterschiedlicher Ausrichtung (kaufmännisch, gewerblich-technisch, hauswirtschaftlich-pflegerisch-sozialpädagogische etc.) zur Nutzung digitaler Geomedien berufsfeldspezifisch entwickelt, umgesetzt und bundeslandübergreifend disseminiert werden. Zu den geplanten beruflichen Anwendungsfeldern digitaler Geomedien zählen z.B. der Einsatz von Drohnen zu Monitoring und Optimierung der Landschaftspflege für (Landschafts-)Gärtner/innen, die Nutzung Geographischer Informationssysteme (GIS) zur Analyse der Kundenreichweite und Optimierung von Vertriebswegen regionaler Produkte für Kaufleute im Groß – und Außenhandelsmanagement oder die Anwendung mobiler Geotools zur individualisierten Wegroutenplanung für Rollstuhlfahrer/innen, Kurgäste etc. in Pflegeberufen wie der Altenpflege. Die Kursinhalte werden dabei in Form von Blended-Learning-Angeboten vermittelt. Dies ermöglicht die Kombination von orts- und zeitunabhängigen E-Learning-Angeboten (Distance Learning) mit dem realen Lernen vor Ort (Face-to-Face) und auf diese Weise einen optimalen Lernerfolg.
Die Kursangebote sollen in enger Zusammenarbeit mit sechs Berufsschulzentren der Metropolregion Rhein-Neckar bundeslandübergreifend (Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen) sowie in Kooperation mit der IHK Rhein-Neckar und dem Seminar für berufliche Schulen in Karlsruhe zielgruppenspezifisch entwickelt und umgesetzt werden (vgl. Karte in Abb. 1 auf Titelseite). Im Laufe des Projekts sollen auf diese Weise mindestens 10 berufsfeldspezifische Kursangebote mit mind. 500 Schüler/innen bzw. Auszubildenden und mind. 50 Lehrkräften unmittelbar umgesetzt, erprobt und ggf. weiter optimiert werden. Durch die im Projekt angelegt dauerhafte, strukturelle Verankerung und bundeslandübergreifende Dissemination entsprechender Bildungsangebote können so allein in den kommenden fünf Jahren mind. 5.000 Schüler/innen und Auszubildende in der Nutzung digitaler Geomedien im Rahmen der Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung geschult werden. Auf diese Weise dient das Projekt „DiGeo:BBNE“ sowohl der Weiterentwicklung der beruflichen Bildung durch den Einsatz digitaler Geotechnologien sowie der Förderung hybrider digitaler Vermittlungsformate und zugleich dem Erhalt und nachhaltigen Entwicklung von Kulturlandschafen am Beispiel von Streuobstwiesen im Sinne der SDGs. Der Mehrwert für die berufliche Bildung soll im Rahmen eines Qualitätsmanagements durch eine wissenschaftliche Begleitforschung unter Beteiligung entsprechender Akteure (Berufsschulen, Ausbildungsbetriebe etc.) evaluiert werden.
Projektbeginn: 2022
Das Projekt wird mit Mitteln der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert.