Streuobst erfassen, bewerten und vermitteln – Integratives Monitoring-Konzept zur nachhaltigen Entwicklung und Kommunikation von Streuobstbeständen in Bad Schönborn

Sarah Pflüger, Dr. Maike Petersen, Prof. Dr. Alexander Siegmund

 

 

Grundlage des Projekts ist die Befliegung von Streuobstwiesen mit einer Drohne, um aus hochauflösenden Fotos 3D-Modelle und Orthophotomosaike zu erzeugen. Daraus können Computeralgorithmen die Bäume automatisch erkennen und die Baumart, die Vitalität und den Pflegezustand der Einzelbäume klassifizieren. Die gewonnenen Daten werden in einer webbasierten, interaktiven Karte veröffentlicht und dazu genutzt, Patenschaften für die Bäume zu vermitteln. 

 

 

   

Streuobstwiesen bezeichnen extensiv bewirtschaftete Wiesen, auf denen Obstbäume mit hohen Stämmen und großen Kronen verstreut stehen. Wie kaum eine andere Landschaftsform spiegeln sie den Charakter des Landes Baden-Württemberg wider und speziell auch den Charakter der Gemeinde Bad Schönborn. Streuobstwiesen sind Zeugnis einer traditionellen Landnutzungsform und von Bedeutung für Boden- und Wasserschutz, Tourismus und Naherholung. Auch aus der Sicht des Naturschutzes sind sie von herausragendem Wert. Für die Biodiversität ist förderlich, dass Streuobstwiesen nicht gedüngt oder mit Pestiziden behandelt werden und dass sich Gehölze und Wiese mischen. Dadurch bieten sie Nahrung und einen Lebensraum für verschiedenste Tier- und Pflanzenarten – bis zu 5000 Arten kommen dort vor, darunter auch seltene und geschützte. Damit zählen Streuobstwiesen zu den artenreichsten Landschaftsformen in Mitteleuropa.


Allerdings geht der Bestand an Streuobstwiesen in Baden-Württemberg stetig zurück. Nur noch die Hälfte der Streuobstflächen aus den 1960er Jahren ist heute erhalten. Zudem werden nahezu 80 % der Streuobstbäume nicht in ausreichendem Umfang gepflegt, was besonders auf die zunehmende Überalterung der Eigentümer zurückzuführen ist. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, erstellen wir exemplarisch für die Gemeinde Bad Schönborn ein Monitoringkonzept, das die Streuobstbestände erfasst, bewertet und langfristig sichern soll.


Im ersten Schritt werden die Flächen mit einer Drohne beflogen, die aus der Luft hochauflösende Fotos aufnimmt – nicht nur im Spektrum des sichtbaren Lichts, sondern auch im Nahinfrarotbereich, der besonders aussagekräftig für den Gesundheitszustand von Pflanzen ist. Aus den Fotos werden anschließend Orthophotomosaike und 3D-Modelle der Streuobstwiesen zusammengesetzt. Darauf aufbauend werden Indikatoren wie z. B. Kronenstruktur und -durchmesser, Baumhöhe und Verteilung der Blattfarben berechnet. Diese Indikatoren geben Auskunft über die Vitalität und den Pflegezustand der Streuobstbäume und ermöglichen es, die Baumart anhand der Luftbilder zu erkennen.


Die Ergebnisse des Monitorings werden in einem webbasierten Geoinformationssystem (WebGIS) veröffentlicht. Darin können sich alle Interessierten über die Streuobstwiesen informieren und eigene Beobachten einfließen lassen, die den Datenbestand ergänzen und aktualisieren. Darüber hinaus bringt das WebGIS Streuobst-Besitzer*innen und Interessierte zusammen und ermöglicht ihnen, Patenschaften für Einzelbäume abzuschließen. So können Pflege- und Baumschnittarbeiten auf mehr Schultern verteilt werden, damit uns diese wertvolle Kulturlandschaft dauerhaft erhalten bleibt.

 

 

Drohne der Research Group for Earth Observation bei der Aufnahme des Obst-Gen-Gartens in Bad Schönborn (Aufnahme: Audi Stiftung für Umwelt GmbH)

 

 

Gefördert durch die Audi Stiftung für Umwelt GmbH

Projektlaufzeit: 01.07.2018 – 31.12.2022

 

Das Streuobst-Projekt in den News:

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