Regionalen Klimawandel beurteilen lernen (ReKli:B)
Prof. Dr. Alexander SiegmundZielsetzung und Anlass des Vorhabens
Die Folgen des globalen Klimawandels sind weltweit bereits auf vielfältige Weise sichtbar. Neben dem Klimaschutz rückt daher die Entwicklung von Anpassungsstrategien in Hinblick auf die inzwischen unvermeidbaren Auswirkungen der zu erwartenden klimatischen Veränderungen immer mehr in den Mittelpunkt des wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Interesses. Dies gilt insbesondere für die konkreten Folgen des Klimawandels auf regionaler Ebene in ökologischer, aber auch ökonomischer und sozialer Hinsicht, die für das individuelle Lebensumfeld besondere Relevanz aufweisen. Das Projekt möchte daher v.a. die Beurteilungskompetenz von Jugendlichen in Fragen des regionalen Klimawandels in einem interdisziplinären und multimethodischen Ansatz fördern. Sie bildet die Grundlage einer an den Kriterien der Nachhaltigkeit ausgerichteten Handlungskompetenz der jungen Generation.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden
Bezogen auf die drei Themenfelder Landwirtschaft, Forstwirtschaft und naturnahe Ökosysteme können Jugendliche im Rahmen des Projekts an exemplarischen Phänomenen wie etwa Bodenerosion oder dem veränderten Wachstumsverhalten von Bäumen bisherige und zukünftige Auswirkungen des Klimawandels in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld erkennen, analysieren und beurteilen. Grundlage der Beurteilungen bildet dabei ein innovativer methodisch-didaktischer Dreiklang aus Erhebungen im Gelände an regionalen Lernstandorten, vertiefender Analysen verschiedener Phänomene im Labor und der vereinfachenden Erarbeitung einzelner Prozesse im Experiment bzw. Modell. In einer durch Kooperationsvereinbarungen etablierten Zusammenarbeit mit Stützpunkschulen, dem Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald sowie dem Bioversum Kranichstein wurden die modellhaft entwickelten Lernmodule durch Multiplikatorenschulungen in der schulischen wie auch in der außerschulischen Umweltbildung implementiert. Ein Beirat mit Vertreter/-innen aus Bildungsförderung, Forschung, Fachdidaktik und schulischer Praxis stand dabei dem Projektteam beratend zur Seite. Zur dauerhaften Verankerung und weiteren Dissemination im jeweiligen institutionellen Kontext wurden in Rücksprache mit den Kooperationspartnern Methodenkoffer entwickelt und übergeben.
Ergebnisse und Diskussion
Während der Projektlaufzeit konnten in 121 Kursen insgesamt 2.220 Schüler/innen im Rahmen formaler Bildungsangebote mit den ReKli:B-Modulen erreicht werden ”‘ 1.532, mehr als zwei Drittel davon, konnten das zu Projektstart als Schülerlabor, Fortbildungseinrichtung und Forschungswerkstatt neu eingerichtete „Geco-Lab, Kompetenzzentrum für geoökologische Raumerkundung“ als Lernort nutzen. 111 weitere Jugendliche wurden über außerschulische Bildungsangebote erreicht. Im Rahmen der Modulerprobung wurden insgesamt 43 Lehrpersonen kursbegleitend fortgebildet, dazu wurden drei spezielle Fortbildungen für die umweltpädagogischen Mitarbeiter/-innen der beiden außerschulischen Bildungspartner konzipiert und durchgeführt.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
In allen Projektphasen konnten Konzept und Ergebnisse durch Beiträge in Zeitschriften, in Sammelbänden sowie durch Vorträge und Posterpräsentationen auf fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Konferenzen vorgestellt werden. Eine vollständige Liste aller projektbezogenen Publikationen und Präsentationen ist einzusehen unter www.rgeo.de/cms/p/ReKliB3/. Zum Projektabschluss konnten zu einer Umweltbildungskonferenz unter dem Titel „Klimawandel verstehen – Anpassung gestalten: Bildungsangebote des ReKli:B-Projektes“ rund 30 Teilnehmer/-innen aus Schule, Hochschule und von außerschulischen Bildungspartnern begrüßt und die Bildungsinhalte des Projekts weiter disseminiert werden. Eine Reihe von Projekt-Kurzvorstellungen auf thematisch einschlägigen Webportalen umfasst dabei insbesondere auch die Aufnahme als „Best Practice-Beispiel“ der von „LernortLabor“ betriebenen und mit Mitteln des BMBF geförderten Portals „Bildung für nachhaltige Entwicklung in Schülerlaboren“ (www.bne-im-schuelerlabor.de). Der Best-Practice-Charakter wird auch durch die Auszeichnung des Projekts als „Werkstatt N-Projekt 2016“ durch den Rat für nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung sowie die Auszeichnung als Projekt der UN-Dekade für Biologische Vielfalt unterstrichen.
Fazit
Mit dem Projekt ReKli:B ist es gelungen, die Aspekte regionaler Klimafolgen sowie die Notwendigkeit zur Entwicklung nachhaltiger Anpassungsstrategien problem- und handlungsorientiert exemplarisch in der schulischen und außerschulischen Bildungslandschaft der Region Bergstraße-Odenwald und darüber hinaus zu verankern und die konzipierte Entwicklung von innovativen Lehr-Lern-Modulen vollständig umzusetzen. Die enge Zusammenarbeit mit fünf Stützpunktschulen und den außerschulischen Bildungspartnern hat sich im Sinne eines gemeinsamen Entwicklungsvorhabens als sehr gewinnbringend erwiesen ”‘ davon ausgehend erfolgte der Aufbau eines über das Projekt hinausreichenden Netzwerks aus Umweltbildnern, Umweltforschern und regionalen Umweltakteuren. Kapazitäre Engpässe in der Zusammenarbeit mit dem Projektpartner Geo-Naturpark machten zu Beginn des Projekts den Zielkonflikt zwischen Innovationswunsch und ökonomischer Tragfähigkeit als besondere Herausforderung für außerschulische Bildungsträger sichtbar. Die Möglichkeit zur fachlichen und methodisch-didaktischen Weiterbildung in Bezug auf das Thema Klimawandel wurde jedoch gerade von diesen Projektpartnern als großer Gewinn formuliert. Aus dem Kern des Projekts ReKli:B sind zwischenzeitlich vier weitere Projekte zur Klimawandelbildung hervorgegangen, die durch unterschiedliche Institutionen auf Landes- und Bundesebene gefördert werden. Durch Übertragung auf weitere Regionen Baden-Württembergs, die Einbeziehung urbaner Räume, die damit verbundene Einbindung weiterer klimarelevanter Themenbeispiele sowie den Bezug zu neuen Zielgruppen (Unternehmen und Auszubildende) tragen diese zu einer längerfristigen Dissemination und Verstetigung des Konzepts und der Inhalte von ReKli:B bei.
ReKli:B-Abschlussbericht
Den Projektabschlussbericht als PDF zum Download (4 MB) finden Sie hier.