Educational Design Research zur Förderung digitaler Geomedien in der beruflichen Bildung

Entwicklung einer Lehr-Lern-Einheit zur Nutzung Geographischer Informationssysteme (GIS) im Kontext der beruflichen Bildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE)

 

René Schütz, M. Sc.

Erstbetreuer: Prof. Dr. Alexander Siegmund

 

Im Zuge der Digitalisierung vollzieht sich seit einigen Jahren ein gesellschaftlicher Wandel, der sowohl die Arbeitswelt als auch unterschiedliche Bildungsbereiche in vielfältiger Weise dauerhaft und umfassend verändert (STICH et al. 2018, S. 167). Dieser Prozess einer zunehmenden Digitalisierung umfasst auch geographische Arbeitsmethoden zur Analyse, Monitoring und Planung von Räumen. So hat sich die Nutzung digitaler Geomedien wie Fernerkundung, Geographischer Informationssysteme (GIS) und mobiler Geotools im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte in vielfältigen Berufsfeldern weit verbreitet und etabliert (SCHULZE & GRYL 2022; BRANTNER 2019). Heute werden digitale Geomedien beispielsweise in der staatlichen Raumplanung, bei Marktanalysen von Unternehmen oder in Navigationsgeräten privater Endnutzer eingesetzt (MUENCHOW et al. 2019). Trotz dieser stetig wachsenden alltagsweltlichen Bedeutung (SCHULZE et al. 2020, S. 115), mangelt es nach wie vor an einer angemessenen Implementierung digitaler Geomedien in der beruflichen Bildung, in der sie bisher meist höchstens punktuell zum Einsatz kommen (SCHMID et al. 2016). 
Die Notwendigkeit den Einsatz digitaler Geomedien in den beruflichen Schulen zu fördern liegt darin begründet, dass einerseits digitale Geomedien auf Grund ihrer wachsenden Verbreitung in Wirtschaft und Verwaltung ein umfangreiches Potenzial für die Zukunftsfähigkeit der beruflichen Bildung und der entsprechenden Berufsfelder aufweisen. Andererseits können mit Hilfe digitaler Geomedien nachweislich positive Effekte zur Förderung des systemischen Denkens, also der Fähigkeit, Elemente eines Systems sowie deren Wechselwirkungen erfassen und interpretieren zu können (DGFG 2020, S. 6; SOMMER 2005), erzielt werden (vgl. JAHN 2020). Dies wiederum stellt eine essentielle Fähigkeit für die erfolgreiche Umsetzung einer (beruflichen) Bildung für nachhaltige Entwicklung ([B]BNE) dar (vgl. RIESS 2013; BRÄUTIGAM 2014), deren nationale wie internationale Bedeutung in der UNESCO Roadmap BNE 2030 unterstrichen wird (DUK 2021). 
Vor diesem Hintergrund soll im Rahmen dieses Dissertationsvorhabens ein Lehr-Lern-Setting wissenschaftlich basiert entwickelt und erprobt werden, durch das der Einsatz digitaler Geomedien am Beispiel Geographischer Informationssysteme (GIS) in der beruflichen Bildung gezielt gefördert werden soll. Dazu sollen Schüler/innen aus dem kaufmännischen Bereich die Grundlagen der Arbeit mit GIS erlernen sowie die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben, um ein GIS problem- und handlungsorientiert an konkreten Fragestellungen im Kontext einer BBNE einsetzen zu können. Zudem sollen aus dem Entwicklungsprozess der Lehr-Lern-Einheit sowie aus deren praktischen Einsatzerfahrungen wissenschaftlich fundierte Designprinzipien zur Umsetzung von Lehr-Lern-Einheiten zum Einsatz unterschiedlicher digitaler Geomedien an beruflichen Schulen insgesamt abgeleitet werden. 
Den Rahmen der Studie bildet das Projekt „Digitale Geomedien in der Beruflichen Bildung – Blended LearningKonzepte in der Berufsausbildung zur Förderung von nachhaltiger Entwicklung in Kulturlandschaften durch moderne Geotechnologien“ (DiGeo:BBNE) der Abteilung Geographie – Research Group for Earth Observation (rgeo) der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, in dem diese Dissertation angesiedelt ist. Das übergeordnete Forschungsdesign basiert auf einem Educational Design Research-Ansatz (EDR), mit dem während des iterativen Entwicklungsprozesses eine kontinuierliche Adaption der Designideen sowie eine fortwährende Optimierung des Lehr-Lern-Settings erfolgt. In einem ersten Schritt wird dazu eine vertiefte Literaturrecherche zum Einsatz digitaler Geomedien an allgemeinbildenden Schulen, an denen hierzu bereits erste Studien durchgeführt wurden, sowie mit Hilfe zielgruppenspezifischer Leitfadeninterviews eine Bedarfsanalyse mit Schüler/innen, Lehrkräften an beruflichen Schulen sowie Ausbildungsbetrieben durchgeführt. Die daraus gewonnen Designideen werden mit Expert/innen der didaktischen und beruflichen Praxis im Co-Design in einen Prototyp des Lehr-Lern-Settings überführt und unter Berücksichtigung von Aspekten einer BBNE umgesetzt. Als Ergebnis der Arbeit entstehen zwei Endprodukte: Einerseits ein konkretes Lehr-Lern-Setting zum exemplarischen Einsatz eines GIS in einer beruflichen Schule mit kaufmännischem Profil und andererseits wissenschaftlich fundierte Designprinzipien zur Förderung des Einsatzes digitaler Geomedien in der beruflichen Bildung generell.

 

Die 4 Phasen des Design Based Research Ansatzes

Die vier Phasen des Design Based Research Ansatzes

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